Mahler & Co AG
Interview mit Stefan Jost, Geschäftsführer
Mahler & Co. AG ist ein junges Unternehmen, das seit 2011 nachhaltige, geschmackvolle und authentische Bio-Produkte online anbietet. Dank langjähriger Beziehungen zu den Produzenten beliefert Mahler & Co. AG ihre Kunden direkt, ohne Zwischenhandel.
Die Geschichte von Mahler & Co. AG beginnt aber bereits in den 60er-Jahren. «Grüne Spinner vom Eichberg» genannt, hielten Mäni Mahler und seine Familie – trotz industriellem Landwirtschafts-Boom an den ausschliesslich biologischen Richtlinien fest. Mit Kopf, Herz, Hand, viel Geduld und harter Arbeit haben sie so den Bio-Betrieb zum ökologischen und ökonomischen Erfolg geführt.
1995 gründeten Mäni und Margrit Mahler zusammen mit ihrem Sohn Markus Mahler, die «Eichberg Bio AG» und bauten den Betrieb zu einem Lebensmittel-Grosshandel aus. Dieser wurde 2007 fusioniert und veräussert.
2011 wurde dann die heutige Mahler & Co. AG gegründet, eine der Grossen im Bio-Online-Handel.
Wir haben mit Herrn Stefan Jost, Geschäftsführer der Mahler & Co. AG gesprochen:
Herr Jost, Sie sind schon lange dabei, seit 20 Jahren, was können Sie uns über die Anfänge erzählen?
Vor 20 Jahren, 1998 habe ich bei der Eichberg AG angefangen. Wir waren damals einer der Frischeverteiler, die primär an Bioläden geliefert habt. Aber auch Coop war damals noch Abnehmer unserer Produkte, bevor Coop selber Produkte importiert hat. Ich habe damals im Bereich Frischeprodukte begonnen und v.a. den Bereich Weisse Linie aufgebaut.
2001 kam dann die Kooperation mit Vanadis, das Verteilzentrum in Seon wurde gebaut und Synergien genutzt. 2007 dann die Fusion der Eichberg AG mit Vanadis und Via Verde, daraus entstand die heutige Bio Partner Schweiz AG, die noch heute im Bio-Grosshandel tätig ist.
Wieso ist die Familie Mahler nicht Teilhaber geblieben?
Die Eichberg AG war Mitgründerin und Teilnehmerin in der Fusion. Die neue Firma wurde paritätisch aufgebaut, d.h. niemand verfügte über Mehrheitsanteile. Die unterschiedlichen Philosophien der fusionierten Firmen führten aber immer wieder zu Auseinandersetzungen und Blockaden.
Deshalb entschieden sich Mäni und Markus Mahler 2009, ihre Anteile zu verkaufen und aus der neugegründeten AG auszusteigen. Markus Mahler bereits seit 2007 in der Unternehmensentwicklung im Coaching und später auch als CEO der Firma Brack tätig, hat den ganzen Onlinehandel miterlebt und entwickelt. So wurde dann auch die Idee geboren, dass man Bio-Produkte und den Onlinehandel kombinieren sollte. 2010/2011 hat sich diese Idee konkretisiert. Wir haben nochmals bei Null angefangen, Geldgeber / Aktionäre gesucht und im Sommer 2011 die Firma Mahler & Co. AG gegründet. Begonnen haben wir mit einem kleinen Sortiment an Trockenprodukten, mit dem Hintergedanken dieses breiter auszubauen. Nach 2–3 Jahren war dann auch ein entsprechender Kundenstamm aufgebaut.
Was hat sich seither verändert?
Der Biomarkt ist gewachsen, die Nachfrage nach Bioprodukten steigt auch weiterhin, aber auch das Angebot hat sich inzwischen verändert. Bioprodukte sind mittlerweile praktisch in allen Kanälen erhältlich.
Vor 20 Jahren steckte das Bio-Sortimente noch in den Kinderschuhen, damals gab es nur wenige Produkte in Bioqualität. Man konnte die Konsumenten überraschen, indem man ein weiteres Produkt in Bioqualität anbieten konnte. Das hat sich stark verändert, seit Coop und Migros ebenfalls Bioprodukte anbieten und auf Innovationen setzten. Für uns ist das die grosse Herausforderung, da mitzuhalten, bzw. eine Nische zu finden, wie wir uns von Grossverteilern abheben können.
Sie beliefern keine Grossverteiler, sondern den Fachhandel, Firmen und Privatpersonen, richtig?
Bei den Grossverteilern sind die Margenstrukturen anders aufgebaut als im Fachhandel. Ausserdem sind die Listengebühren nicht zu unterschätzen. Es ist zwar einfacher, ein Produkt zu listen, wenn es sich um ein Nischenprodukt handelt, aber das ist nicht unser Ziel.
Kleineren Geschäften Produkte exklusiv anzubieten, mit unserer Geschichte möglichst nah beim Produzenten zu sein, das ist unsere Chance. Durch das Netzwerk, welches wir in den letzten Jahren aufgebaut haben, kennen wir viele Produzenten persönlich, was dem Kunden das Vertrauen in uns und unsere Produkte gibt.
Handelt es sich dabei um Produkte, die exklusiv an Mahler & Co. geliefert werden? Z.B. Bergfeigen aus der Türkei?
Bei den Feigen unterstützen wir ein spezielles Projekt, dass wir schon lange kennen. Es handelt sich dabei um ein Projekt, dass den Anbau von Bergfeigen fördert. Wie der Name schon sagt, wachsen diese Feigen in den Bergregionen und nicht wie üblich im Tal.
Wir unterstützen aber auch das Projekt WAD (Weja Agricultural Development), dass im Jahr 2000 von Patrick Deegbe und seiner Frau Christiane gegründet wurde. Wir gehörten damals zu den ersten Kunden, noch als Eichberg Bio AG. Wir pflegen den Kontakt auch heute noch unverändert. Unsere exotischen Bio-Trockenfrüchte stammen aus dieser Produktion.
Durch solche Projekte und den persönlichen Kontakt zu diesen Produzenten, heben wir uns von den Grossverteilern ab.
Warum wählen Kunden Mahler & Co. und nicht einen der zahlreichen anderen Online-Bio-Anbieter?
Transparenz, Vertrauen und Kundenservice sind wichtige Punkt im Bio-Online-Handel. Einen Webshop aufzubauen ist heute technisch kein Problem. Aber gerade im Online-Handel ist das Vertrauen der Kunden in den Lieferanten ausschlaggebend. Schliesslich zahlt man oft schon im Voraus und muss darauf vertrauen, dass die Ware auch in bester Qualität geliefert wird.
Deshalb spielen ein sympathischer Auftritt, Informationen und Hintergrundgeschichten zu den Produkten, regionale Aspekte und der persönliche Kontakt eine tragende Rolle. Viele unserer Kunden stammen aus den Kantonen Aargau, Zürich und Luzern, da besteht auch eine gewisse Nähe zu unseren Produzenten. Vor allem bei Frischprodukten ist dieser Aspekt mit ausschlaggebend.
Ein weiterer wichtiger Punkt, bei bestehenden Kunden, ist der Kundenservice. Von Anfang an konnte man unseren Online Shop über ein unabhängiges Tool bewerten. Der Kunde kann da direkt Stellung nehmen und ein Urteil abgeben ohne dass wir darauf Einfluss haben. Den Online-Kunden sind die gleichen Kriterien wichtig, wie den Kunden vor Ort: Freundlichkeit, Qualität der Produkte, Frische und was online noch dazu kommt, eine schnelle Lieferung.
Vom Ktipp haben Sie für Ihre Bio-Box auch eine der besten Bewertungen erhalten.
Ja, im Bereich Frische erhielten wir die beste Bewertung. Ausserdem wurde die Breite des Sortiments bewertet. Da wir sehr regional verankert sind, ist unser Sortiment an Frischprodukten nicht ganz so breit, wie das von Anbietern mit internationalen Produzenten. Uns ist die Nähe zum Produzenten wichtig, deshalb fokussieren wir uns darauf.
Die Bio Box ist in verschiedenen Ausführungen erhältlich: Gemüse, Früchte, Fleisch, Käse. Sie bieten saisonal auch einen Bio-Adventskalender und eine Menubox an.
2013 haben wir mit dem Abo-Geschäft begonnen und uns schon zu Beginn entschieden, eine Menubox anzubieten. Anfangs boten wir die Menubox das ganze Jahr hindurch an und waren damals auch die ersten in der Schweiz. Es hat sich bald darauf herausgestellt, dass der Aufwand pro Woche 3 Rezepte in 2 verschiedenen Grössen anzubieten für eine kleine Firma wie Mahler & Co. sehr gross ist. Trotz grossem und sehr positivem Medienecho, Radiobeiträgen und Berichten in Konsumentensendungen, erreichten wir nicht die nötigen Verkaufszahlen.
Unsere Bio Boxen gibt es im Abo mit Bio Früchten, Bio Gemüse, Bio Frischfleisch und Trockenfleisch in verschiedenen Grössen. Die Abos sind auch unverbindlich als Probeabos ohne Mindestlaufzeit erhältlich.
Die Menubox bieten wir während den Weihnachtsfeiertagen auch weiterhin an.
Sie haben eine breite Produktepalette, vegane Produkte sind im Online-Shop aber nicht speziell erwähnt, gibt es keine?
Grosse Sortimentsteile sind per se vegan, wie z.B. Trockenfrüchte und Nüsse. Aber wir bieten auch tierische Produkte wie Fleisch, Eier und Käse an. Menschen, die sich vegan ernähren und diese Lebensphilosophie lieben, haben allerdings ihre eigenen, rein veganen Shops. Da wir auf tierische Lebensmittel anbieten, passt unser Angebot für diese spezifische Kundengruppe eher weniger.
Bio und vegan schränkt aber auch ein. Das Sortiment ist kleiner und viele der konventionellen Produkte wie Käse- oder Fleischalternativen enthalten Hilfsstoffe und das können wir nicht glaubwürdig vertreten. Wir bieten Vegi-Produkte an, die auch bei Nicht-Vegetariern immer öfter auf dem Einkaufszettel stehen. Diese Kunden verzichten öfter auf Fleisch, der Umwelt zuliebe und das möchten und können wir unterstützen.
Vor 7 Jahren haben wir mit dem Thema Bio gestartet. Heute geht es aber nicht nur um Bio allein, sondern auch generell um Ökologie und Nachhaltigkeit. Corinne Mahler, bei Mahler & Co. verantwortlich für Marketing und Verkauf, hat vor Kurzem einen Lehrgang EFZ in Umweltberatung abgeschlossen und lässt Ihr Wissen u.a. in die Bereiche ökologische Verpackungen und ökologischen Versand einfliessen.
Wie ist das zu verstehen?
Plastikverpackungen sind ein grosses Thema. Es erscheint unpassend Bio anzubieten und diese Produkte dann in Plastik zu verpacken. Wir haben viele Kunden, die uns darauf hinweisen und wir arbeiten daran, eine adäquate Lösung zu finden. Kunststoff bietet eine Schutzfunktion, die auch ein Alternativ-Produkt erfüllen muss. Bio-Plastik existiert ja bereits. Dieser wird aber grösstenteils aus Maisstärke produziert, die wiederum von Gentech-Mais stammen kann, der aus intensivem Anbau stammt. Es existiert ein System für Umweltbelastungspunkte für Verpackungen. Der Bioplastik ist zwar abbaubar, aber er kann meist nicht im Hauskompost entsorgt werden. Auch Biokunsstoffe lösen sich nicht einfach auf. Vordergründig scheint Bioplastik eine bessere Alternative zum normalen Plastik zu sein, ob das langfristig die Lösung ist, daran zweifle ich.
Papier als Alternativverpackung wäre eine Option, aber auch Holz ist ein Rohstoff, der immer knapper wird. Ausserdem bietet Papier nicht die gleiche Barrierefunktion und ist nicht ausreichend gasdicht, damit die Produkte ausreichend geschützt sind. Aktuell prüfen wir für unsere Eigenmarke Beutel, die auf Zellulose und nicht auf Stärke basieren. Diese können z.B. aus Holzabfällen oder aus Zuckerrohrfasern hergestellt werden.
Welche Vorteile bringen Biozertifizierungen für Mahler & Co.?
Unsere Produkte sind alle bio-zertifiziert, meist nicht nur mit Mindeststandards. Die Gründer von Mahler & Co waren und sind Bio-Pioniere und darauf sind wir stolz. Ein grosser Teil unseres Sortiments entspricht höheren Bio-Anforderungen wie der Knospe, Demeter oder Naturland.
Ab 2019 werden wir gut 60 Produkte unsere Eigenmarke auch mit der Knospe auszeichnen. Die Bekanntheit der Knospe ist bei unseren Kunden tief verankert und geniesst ihr Vertrauen. Wir erhoffen uns von der Zusammenarbeit mit Bio Suisse eine Erhöhung der Beachtung und Reichweite und auch dass gewisse Themen gemeinsam kommuniziert werden können.
Die ganze Biozertifizierung läuft bei uns über bio-inspecta. Neben der jährlichen Biokontrolle haben wir auch unter dem Jahr Kontakt zur Zertifizierungsstelle bei fachlichen Fragen. Auch als Bioanbieter ist man zum Beispiel nicht davor gefeit, dass sich in Rohstoffen kleine Mengen an Pestizidrückständen finden lassen. Die Mitarbeiter von bio.inspecta konnten uns bei einem konkreten Rückstandsfall unterstützen und in der Zusammenarbeit mit dem Produzenten in Italien und der Zertifizierungsstelle vor Ort konnte belegt werden, dass der Stoffeintrag durch Abdrift von einem konventionellen Nachbarfeld erfolgt ist.
Als konkrete Massnahme daraus wurde der Pflanzabstand zum konventionellen Feld in der Produktion – es handelte sich um Biotomaten – von 5 Metern auf 10 Meter ausgedehnt.
Gibt es sonst noch etwas, was Sie sagen möchten?
Wir Menschen müssen noch viel mehr für die kommenden Generationen denken. Wir müssen jetzt unseren Lebensstil überdenken und anpassen – hierbei geht es nicht nur um Bio und Ernährung sondern auch um Bereiche wie Mobilität, Wohnen und Konsum allgemein. Damit wir nicht weiterhin fiktive 2 oder mehr Planeten für unseren Lebensstil benötigen, braucht es grosse Veränderungen. Aber wir selber können schon jetzt beim täglichen Konsum mit vielen kleinen Schritten beginnen.